Herzlich willkommen zu der Auslegungsreihe von Römer 14. Wir befinden uns hier beim fünften Beitrag der Reihe. Zu den vorherigen Beiträgen kommst du hier:
#9.0 Römer 14 und die Gewissensfrage
#9.1 Römer 14 und die Gewissensfrage – Vers 1
#9.2 Römer 14 und die Gewissensfrage – Vers 2 und Schweinefleisch
#9.3 Römer 14 und die Gewissensfrage – Verse 3 & 4: Verachten und Richten
In diesem Beitrag werde ich etwas mehr Verse anschauen, da ich nicht so tief in deren Bedeutung und Hintergrund rein gehen will, wie bei den anderen.
Verse 5 und 6: Feiertage
Weiter geht Paulus auf die Frage von Feiertagen ein.
(5) Dieser hält einen Tag höher als den anderen, jener hält alle Tage gleich; jeder sei seiner Meinung gewiss!
(6) Wer auf den Tag achtet, der achtet darauf für den Herrn, und wer nicht auf den Tag achtet, der achtet nicht darauf für den Herrn. Wer isst, der isst für den Herrn, denn er dankt Gott; und wer nicht isst, der enthält sich der Speise für den Herrn und dankt Gott auch.
Laut dem AT gibt es Vorschriften, die einem Juden gebieten das Passah zu feiern. Er war sogar bei Todesstrafe verboten, das Passahfest auszulassen. Kann so ein Gesetzt den nun einfach so weggelassen werden?
Paulus sagt: Ja. Denn hier haben wir die Freiheit von Gott bekommen.
Trotzdem sehen wir auch heute in vielen messianisch geprägten Gemeinden das Problem, das man sich auf die Feste zurückbesinnen möchte. An sich nicht schlecht, wenn man so ein jüdischen Flair haben möchte. Ich selber habe 1 Jahr alle Feste miterlebt: Passah, Laubhütten, Neujahr, Jom Kippur, usw. Und es war ein sehr schönes Erlebnis, jedes Fest. Und ich habe bisschen was von der Freude erlebt, die das Volk Israel bei den Festen hatte.
Aber diese Fest nun als notwendig zu fordern, so wie es einige „Back to the Roots“ Gemeinden praktizieren, ist auch eine Verirrung.
Auch das halten vom Sabbath oder christianisiert: das halten des Sonntags, fällt unter die Kategorie. Nicht das ich den Sonntag als unnötig sehen. Nein. Es geht hier erst einmal um das Prinzip, das Paulus weitergeben möchte. Man könnte auch genauso gut am Donnerstag Feiern. Aber es hat sich eben in unserem (ehemals) christlichem Land so etabliert, das der Sonntag ein freier Tag und der Tag des Gottesdienstes ist. In Israel feiern die Christen am Samstag, da dieser Tag ein freier Tag bei ihnen ist. Absolut in Ordnung, aber keines der beiden ist heiliger oder Gott wohlgefälliger..
Verse 7-12: Wir müssen uns alle vor Gott verantworten
In den folgenden Versen geht Paulus darauf ein, das wir auf Christus angewiesen sind, im Leben und im Sterben:
(7) Denn keiner von uns lebt sich selbst und keiner stirbt sich selbst.
(8) Denn leben wir, so leben wir dem Herrn, und sterben wir, so sterben wir dem Herrn; ob wir nun leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.
(9) Denn dazu ist Christus auch gestorben und auferstanden und wieder lebendig geworden, dass er sowohl über Tote als auch über Lebende Herr sei.
(10) Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden ja alle vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen;
(11) denn es steht geschrieben: »So wahr ich lebe, spricht der Herr: Mir soll sich jedes Knie beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen«.
(12) So wird also jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.
Aber nicht nur das, sondern jeder von muss vor Gottes Richterstuhl erscheinen und sich verantworten. Und dann wird jeder für seine Gedanken und Taten gerade stehen müssen. Und deswegen ist das vorzeitige Urteilen und Richten nicht angebracht. Wir sollten Gott vertrauen, das er es schon richtig bewerten wird und alle Hintergedanken oder Überzeugungen mit einbeziehen wird.
Und deswegen gibt folgende Aufforderung:
Vers 13: Sei kein Anstoß oder Ärgernis
Dieser Vers wendet sich vorwiegend an den Starken Bruder. Und er soll beachten:
(13) Darum lasst uns nicht mehr einander richten, sondern das richtet vielmehr, dass dem Bruder weder ein Anstoß noch ein Ärgernis in den Weg gestellt wird!
Das heißt, er soll nichts tun, dass die anderen Geschwister verletzt. In dem Beispiel mit Fleisch, soll er trotz seiner Freiheit nicht in Gegenwart des schwachen Bruders Fleisch essen. Und schon gar nicht den schwachen Bruder dazu zwingen das zu tun.
Es ist hier ein schwieriges Thema, denn nun kann man ja von dem starken Bruder fordern, dass er dies alles unterlassen muss. Und daher würde seine Freiheit in ein Regelwerk gepresst werden. Aber ich denke nicht das wir das so formulieren können.
Zuerst geht das Wort nicht an den schwachen Bruder, das er den starken Bruder auffordern darf auf alles zu verzichten. Sondern der starke Bruder wird aufgefordert, das zu unterlassen.
Es ist ähnlich wie mit dem Gehorsam gegenüber dem Ältesten. Überall steht in den Briefen, das die Gemeinde dem Ältesten gehorchen muss und sich unterordnen soll, zum Beispiel in Hebräer 13,17:
Gehorcht euren Führern und fügt euch ihnen
Aber der Älteste kann nicht sagen: „Ich bin Älteste, deshalb müsst ihr gehorchen!“ Er hat kein Gebot oder Befehl erhalten, Gehorsam einzufordern.
Sondern er hat die Gebote erhalten, dass er nicht Herrschen, sondern wie ein Hirte die Gemeinde als Vorbild zu weiden. Seine Aufgabe ist ein Hirte zu sein und nicht ein Herrscher (1.Petrus 5,2-3):Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe, nicht als solche, die über das ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid!
Als ich das von einem Bibellehrer gehört habe, verstand wie schön diese differenzierte Betrachtung ist. Und die finden wir überall: Männer sollen ihre Frauen lieben, aber die Frauen haben nicht das „Gebot“ diese Liebe einzufordern, sondern von ihrer Seite sollen sie sich unterordnen. Kinder sollen ihren Eltern gehorchen, aber die Väter sollen den Gehorsam nicht erzwingen oder erprügeln sondern sie sollen ihre Kinder nicht mutlos oder zornig machen sondern wie die NGÜ es sagt (Epheser 6,4):
Und ihr Väter, verhaltet euch euren Kindern gegenüber so, dass sie keinen Grund haben, sich gegen euch aufzulehnen; erzieht sie mit der nötigen Zurechtweisung und Ermahnung, wie der Herr es tut.
Dadurch wird das ganze „ich fordere von dir…“ vom anderen entschärft und auf eine Liebevolle Basis hochgehoben.
Jeder ist von sich aus Verpflichtet dem anderen zu gefallen und nicht zu fordern, das er andere so lebt, das es dem einem gefällt.
Das passt nicht ganz in unser Verständnis, weil wir denken, das dann Ausnutzung geschehen kann. Aber da muss ich widersprechen, denn das Konzept, das man vom anderen fordert, bringt noch mehr Schaden.
Schaut mal in die Politik. Wenn ein Politiker aus dem Ausland von der Deutschen Regierung fordert, dass sie Geld zu zahlen, oder sonstige Güter hergeben, so bewirkt es immer Unbehagen und Unverständnis, oder sogar Zorn. Und dieses Prinzip sollen wir in unsere Gemeinden etablieren? Das Prinzip, das gar nicht mal in der Welt funktioniert? Wie gesagt, ich rede nicht von Geboten die klar definiert sind, sondern von den Gewissenssachen.
Daher möchte ich es in diesem Beitrag so abschließen:
Sie kein Anstoß für deinen Bruder und sei auch kein fordernder Christ!
In dem nächsten Beitrag werde ich mehr auf das Thema „Aber wenn der schwache Christ fordert?“ eingehen.
Dieser Beitrag ist hier vorhanden: #9.5 Römer 14 und die Gewissensfrage – Verse 14-23: Mein Handeln als starker Christ
Liebe Grüße
Simon