Ich wollte euch mal eine kleine Bibelstudie mitteilen (die ich mithilfe von ChatGPT betrieben habe).
Vermutlich habt ihr oft diese Verse aus Kolosser 1,21–23 gelesen und gehört:
21 Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt 22 in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht, 23 wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, das verkündigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.
Vor allem Vers 23 wird oft verwendet, um zu begründen, dass das Heil nur unter einer bestimmten Bedingung erhalten bleibt: „wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums“.
In meinen eigenen Worten heißt das dann: Wenn ihr gläubig geworden seid und die Errettung erfahren habt, dann werdet ihr vor Gott nur dann unverklagbar stehen können, wenn ihr euch nicht vom Glauben abwendet und fest an der Lehre des Evangeliums bleibt. Daher: Passt auf, dass ihr fest bleibt und euch nicht abbringen lasst.
Das klingt wie eine Ermahnung und Warnung. Und wie eine Kondition: Ich warne euch – WENN ihr das nicht erfüllt, dann werdet ihr nicht vor Gott stehen.
Ehrlich gesagt hat mir dieser Vers oft Probleme bereitet, weil er genauso verstanden und gepredigt wurde. Oft verbunden mit einer Ermahnung und als Beleg dafür, dass unser Heil in Christus nicht sicher ist, sondern davon abhängt, wie WIR unser Leben führen und ob wir bis zum Ende treu bleiben.
Aber was sagt der Vers eigentlich aus?
Wenn man ihn oberflächlich liest, klingt er tatsächlich wie eine Kondition:
Das könnte heißen: „Nur wenn ihr fest bleibt, bleibt ihr gerettet“ – also wie eine Bedingung, bei der unser Durchhalten letztlich entscheidend für die Rettung wäre.
ABER: Im Griechischen steht hier ein indikativischer Konditionalsatz (Typ I):
- εἰ (wenn) + ἐπιμένετε (ihr bleibt) im Indikativ = eine „voraussetzende Aussage“, keine hypothetische Drohung.
- Diese Konstruktion bringt eine reale, positive Annahme zum Ausdruck – keine Bedingung im Sinne von: „Mal sehen, ob ihr das schafft.“
Sinngemäß bedeutet es:
- Ihr seid versöhnt – vorausgesetzt, dass das, was bei echten Gläubigen immer der Fall ist, auch bei euch sichtbar bleibt.
Es ist also keine Drohung, sondern ein apostolischer Ernst, um zwischen echter und falscher Bekehrung zu unterscheiden – ähnlich wie in Johannes 8,31 oder 1. Korinther 15,2.
Warum ist das so wichtig?
Im Deutschen kennen wir beim Wort „wenn“ zwei ganz unterschiedliche Verwendungsweisen:
| Art von „wenn“ | Bedeutung | Beispiel | Wirkung |
|---|---|---|---|
| Bedingendes „wenn“ | Vielleicht, falls, unter der Voraussetzung, dass… | Wenn du morgen bezahlst, bekommst du die Ware. | Unsicher – hängt von deiner Handlung ab |
| Feststellendes „wenn“ | „Angenommen, es ist so – was ja zutrifft…“ | Wenn du mein Freund bist, dann hilfst du mir jetzt. | Sicherheit – der Sprecher geht davon aus, dass es so ist |
Beim zweiten „wenn“ ist die Bedingung nicht zu erfüllen, sondern sie ist schon erfüllt. Wir würden es umgangssprachlich so formulieren:
„Da du mein Freund bist, wirst du mir bestimmt helfen, oder?“
Es geht also nicht darum, dass der andere erst beweisen muss, dass er ein Freund ist. Sondern darum, dass man sich der Freundschaft sicher ist – und daran erinnert.
Und in Kolosser 1,23 steht nicht das unsichere „wenn“, sondern das Wort εἴγε – das bedeutet:
- „sofern – was ich ja bei euch voraussetze“,
- oder: „wenn – wie ich überzeugt bin“.
Es ist ein ermutigendes Wenn, kein drohendes.
Paulus sagt nicht: „Ihr könntet das Heil verlieren!“, sondern:
„Ihr gehört zu Christus – sofern, wie ich glaube, euer Glaube echt ist. Und das zeigt sich darin, dass ihr dranbleibt.“
Ein Beispiel macht das verständlicher:
Bedingendes „wenn“ (unsicher):
Wenn du fleißig genug bist, bekommst du vielleicht die Stelle.
→ Du musst etwas leisten. Das Ergebnis ist offen. Das ist ein drohendes Wenn.
Positives/feststellendes „wenn“ (ermutigend):
Wenn du mein Kind bist – und das bist du – dann brauchst du keine Angst zu haben.
→ Hier steht „wenn“, aber es ist eine liebevolle Zusicherung. Das ist das „Wenn“ in Kolosser 1,23.
Und genau dieses „Wenn“ gebraucht Paulus.
Nicht als Drohung. Nicht als Warnung vor möglichem Heilsverlust.
Sondern als Ermutigung: Bleibt bei Christus – und ich bin überzeugt, dass ihr es tun werdet, weil ihr zu ihm gehört.
So in etwa würde der Text klingen, wenn ihn Paulus heute in Deutsch sagen würde:
21 Auch ihr wart früher von Gott entfremdet. Euer Denken war ihm gegenüber feindlich, und euer Leben war geprägt von bösen Taten.
22 Doch jetzt hat Gott euch mit sich versöhnt – durch den leiblichen Tod von Christus –,
damit ihr einmal heilig, rein und ohne Anklage vor ihm stehen könnt.
23 Und das ist wahr für euch – wenn ihr, wie es bei echten Gläubigen ja der Fall ist, in diesem Glauben gegründet und standhaft bleibt,
und euch durch nichts von der Hoffnung abbringen lasst, die euch durch das Evangelium gegeben wurde.
Diese Botschaft habt ihr gehört – sie wird in der ganzen Welt verkündet –, und ich, Paulus, bin ein Diener dieses Evangeliums geworden.
Zusammenfassung:
Paulus schreibt nicht: „Streng dich an, sonst verlierst du das Heil“,
sondern:
„Wenn dein Glaube echt ist – und ich glaube das –, dann wirst du auch dranbleiben. Und das ist das Zeichen, dass du wirklich versöhnt bist.“
Daher:
„Bleib bei Jesus – ich bin überzeugt, dass du es tust, weil du zu ihm gehörst.“
LG
Simon