Freut mich das du auf diesen Beitrag gekommen bist. Hier findest du etwas zu Shorts und Kleidungslänge. Vorwiegend geht es hier um Männerkleidung. Für Frauenkleidung und Hosen werde ich noch einen eigenen Betrag verfassen.
Jedenfalls möchte ich mit meiner Geschichte beginnen:
Ich bin mit der Einstellung aufgewachsen, dass Shorts nur zu Hause getragen werden dürfen oder sollten. Deshalb kann ich mich nicht erinnern, jemals außerhalb meines Zuhauses eine kurze Hose getragen zu haben. Außerdem war ich ziemlich dünn und fühlte mich unwohl dabei, zu viel Haut zu zeigen. 😄
Im Sportunterricht trug ich immer eine lange Hose – selbst im Sommer, wenn wir draußen spielten. Ich glaube, erst im Abitur habe ich zum ersten Mal eine Shorts im Sportunterricht angezogen.
2011–2012 war ich für ein Jahr in Israel, als Alternative zum Zivildienst, in einem Heim direkt am Strand – nur 50 Meter vom Mittelmeer entfernt. Doch selbst dort habe ich bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit in langen Hosen gearbeitet. So lange, bis sie beim Bücken rissen, weil sie durch den Schweiß so stark am Körper klebten. Und das nicht nur einmal! Hier der Beweis:

Eine Hose ließ ich schließlich kürzen – etwa ein bis zwei Handbreit unter dem Knie – allerdings mit einem leicht schlechten Gewissen. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, eine wirklich kurze Hose zu tragen.
Vielleicht scheint manchen so ein Verhalten Absurd zu sein. Aber angenommen, ich hätte es aus Biblischer und eigener Überzeugung getan, wäre es dann so absurd? Für uns Christen wäre meine Handlung jedenfalls legitim und ihm Rahmen der Gewissensfreiheit vollkommen in Ordnung (sieh dazu die Beiträge zur Gewissensfreiheit oder meine Überlegungen zu Römer 14)
Meine Beweggründe
Aber warum habe ich es den gemacht? Hatte ich eine biblische Grundlage dazu, oder war es eine Erziehung oder etwas ähnliches? Gibt es zum Thema „Shorts“, oder wie lange eine Hose sein darf, eine biblische Begründung?
Meine eigenen Gründe, warum ich das tat, waren folgende:
- Es war in meinem Elternhaus normal
- In unserer Gemeinde war es nicht erwünscht / wurde es nicht gerne gesehen, das Shorts getragen werden
- Ein echter heiliger Christ kann auch auf kurze Hosen verzichten
- Ist die kurze Hose denn so wichtig für mich?
- Kann ich auch mit einer Langen Hose das tun, was ich tue? Wenn ja, warum muss ich dann eine kurze Hose tragen?
- Im AT und NT hatten die Menschen auch meistens lange Gewände an.
Siehst du, wie viele Begründungen aus dem Biblischem Text zu finden sind? Keine. Und stimmen die auch alle? Jedenfalls ist das letzte Argument mit den langen Gewänden nicht richtig.
Und das ist das Problem bei mir gewesen. Ich habe bis ins Jahr 2022 auch nur 2x bei einer Fahrradtour mit meiner Frau kurze Hosen getragen. Und die ersten kurzen Hosen kaufte ich…in den Flitterwochen auf Kreta – 2020. Einfach deswegen, weil ich keine für den Urlaub hatte. Ich hatte tatsächlich kein Shorts bei mir Zuhause.
Nun, habe ich auch ohne eine Shorts ein Gottesfürchtiges Leben führen können? Ja, bestimmt. Aber das lag nicht daran, dass ich keine kurzen Hosen trug. Aber innerlich habe ich mich schon als etwas besseres gefühlt: „Ich kann darauf verzichten“. „Ich kleide mich Heiliger“…(und du darfst noch deine eigenen Gedanken dazufügen, warum DU keine Shorts trägst 🙂 )
Es war so, das wir einmal mit der Jugend auf der Rückfahrt von einer Jugendfreizeit in Prag hielten und die Stadt besichtigten. Und dort gingen wir als Jungs bei 30°C mit langen Jeans durch die Stadt. Und das sah jeder. Sodass die, die nicht dachten das wir ihre Sprache verstanden, zueinander sprachen und sich (eher negativ) darüber wunderten, dass wir alle lange Hosen trugen. Das fanden die echt sonderbar. Ich habe mich in dem Moment als etwas besonderes gefühlt. Aber wie ich verstand, haben die Sprecher es nicht als besonders schön oder heilig empfunden.
Ehrlich gesagt, ich kam auch mit langen Hosen gut aus. Ich bin da an sich genügsam. Aber dass ich nun keine benötige, heißt es noch immer nicht, dass ich dadurch heiliger bin. Oder das mein Maßstab für andere auch ein Maßstab sein sollte. Oder das man die Heiligkeit eines Menschen an der Hosenlänge ablesen kann. (Es gibt natürlich Grenzen, aber ich rede nicht von Extremfällen).
Wie ich zum Umdenken kam
Im Jahr 2022 musste ich mich aufgrund eines Vorfalls intensiver mit diesem Thema auseinandersetzen. Mir wurde nahegelegt, einen Jugendlichen wegen seiner kurzen Hose zu ermahnen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits der Überzeugung, dass das Tragen einer kurzen Hose eine persönliche Gewissensentscheidung ist. Doch bevor ich darauf reagierte, wollte ich mich zunächst biblisch vergewissern, ob es tatsächlich einen Grund zur Ermahnung gibt. Also begann ich, das Thema genauer zu untersuchen.
Aus diesen Überlegungen heraus entstand schließlich dieser Beitrag.
Was sagt die Bibel über die Kleidungslänge?
Ein Thema kann auf verschiedene Weise angegangen werden. Ich könnte zunächst alle Bibelstellen aufzählen, in denen von langen Gewändern die Rede ist, und darauf hinweisen, dass es damals ganz selbstverständlich war, knöchellange Kleidung zu tragen.
Es stimmt, dass lange Gewänder bevorzugt wurden – besonders im Alten Testament. Ebenso wie heute in unserer Gesellschaft lange Hosen als Standard gelten.
Doch ich möchte einen anderen Ansatz wählen: Dass lange Gewänder die Norm waren, stelle ich nicht infrage. Aber spricht die Bibel überhaupt über kurze Gewänder? Und wie steht Gott dazu?
In manchen Gemeinden werden kurze Hosen oder Shorts als ungeistlich oder unangemessen betrachtet. Doch was, wenn diese Auffassung im Widerspruch zu Gottes Sichtweise steht? Wäre es nicht eine Form der Rebellion, etwas zu verbieten, das Gott selbst seinen Menschen aufgetragen hat?
Daher möchte ich zuerst eine Frage stellen:
Wo werden in der Bibel Shorts das erste Mal erwähnt?
Hier einige Möglichkeiten:
- Beim ersten Passah
- Beim Propheten Jeremia
- Im Lukasevangelium
- Nirgendswo
Es ist tatsächlich so, dass beim ersten Passah das erste Mal von „Shorts“ die Rede ist. Und nicht in der NGÜ oder der Hoffnung für alle. Sondern es ist auch in der Elberfelder und der Schlachter 2000 zu lesen. Nur muss man verstehen, wie es früher verstanden wurde.
Und das ist oft unser Problem. Wir lesen die Bibel zu oft so, das wir uns dem Historische Anachronismus schuldig machen. Wir lesen also unsere Vorstellung in den Text und wenden ihn dann falsch an. Oft unbewusst, da wir die frühere Kultur und deren Besonderheiten nicht mehr kennen. Es ist nicht immer für das lesen der Bibel wichtig. Aber wenn wir Gebote für die heutige Zeit aufstellen wollen und dafür Bibeltexte falsch auslegen (die auch keine Gebote enthalten), dann ist es kein guter Umgang mit Gottes Wort. Und das möchte ich an der ersten Erwähnung von „Shorts“ verdeutlichen:
Das Erste Passahmahl
Bei dem ersten Passah in Ägypten wurde von Gott den Israeliten ein Gebot gegeben, wie sie das Passah feiern sollen. Wir lesen in 2.Mose 12,11:
So sollt ihr es aber essen: eure Lenden umgürtet, eure Schuhe an euren Füßen und eure Stäbe in euren Händen, und in Eile sollt ihr es essen; es ist das Passah des HERRN.
Hier sind Gebote Gottes wie es gehalten werden soll:
- Die Lenden sollen umgürtet sein
- An den Füßen mit Schuhen
- Stab in der Hand
- Eilig
Und genau den ersten Befehl, dass die Lenden umgürtet werden sollen, habe ich lange nicht wirklich beachtet, bis ich den Hinweis bekam, wie es aussah und wie es im Altertum unter den Israeliten, Griechen und Römer gemacht wurde. Also wie es eben üblich war sich zu umgürten.
Die Erklärung in der Schlachter 2000 lautet:
d.h. bereit zur Abreise. Die langen Gewänder der Männer wurden zu diesem Zweck mit einem Gürtel an der Hüfte hochgebunden, um Bewegungsfreiheit zu gewähren.
An einer anderen Bibelstelle wird noch erklärt, dass es nicht nur zum Zweck der Reise sondern auch zur Arbeit und zum Kampf hochgebunden wurde.
Aber wie sieht das „umgürtet sein“ optisch aus? Viele haben diesen Text gelesen und bejahend akzeptiert und sogar gelehrt und viele Predigten daraus erstellt. Ich habe in den Gemeinden, wo Shorts nicht gerne gesehen werden, auch Predigten über diesen Text und dem aus 1.Petrus gehört. Aber es wurde niemals erwähnt wie s wirklich aussah. Oder es wurde so formuliert, dass man nicht drauf kam, das man bis über die Knie unbedeckt war. Und ich wusste es auch nicht besser.
Deswegen möchte ich hier eine Grafik zeigen, die mir ein Pastor zeigte:

Zu finden ist das hier: https://www.artofmanliness.com/skills/manly-know-how/how-to-gird-up-your-loins-an-illustrated-guide/
Übersetzt heißt es:
1. Die Tunika erlaubte es nicht, schwere Arbeit zu verrichten oder in der Schlacht zu kämpfen, so dass man seine Lenden „gürten“ musste.
2. Ziehe zunächst die Tunika hoch, so dass der gesamte Stoff über deinem Knien liegt. Das gibt dir Bewegungsfreiheit.
3. Lege den gesamten überflüssigen Stoff vor dir zusammen, so dass die Rückseite der Tunika eng an deinem Hinterteil anliegt.
4. Sobald der überschüssige Stoff vorne zusammengerafft ist, ziehe ihn unter und zwischen deinen Beinen hindurch zu deinem Rücken. Das fühlt sich ähnlich an wie eine Windel.
5. Sammle die Hälfte des Stoffes in jeder Hand und bringe ihn wieder nach vorne.
6. Zum Schluss binde die beiden Handvoll Stoff zusammen, und schon bist du bereit für den Kampf und die harte Arbeit. Geht hinaus, ihr Männer, und gürtet eure Lenden!
Wenn ich das Bild nicht zeigen würde, wäre fast jeder mit der Erklärung einverstanden. Aber sobald man sieht, dass das Resultat dieses Vorganges den Mann bis Mitte seiner Oberschenkel entblößt, würden viele das Bild nicht akzeptieren:
„So viel wurde nicht entblößt“
„Das ist auch nur eine Intepretation“
„Es kann gar nicht sein, das Männer Gottes so viel entblößten, da es heilige Männer waren“
Gerade der letzte Satz zeigt einen Zirkelschluss den wir zu oft slebst machen:
1. Shorts sind nicht gut, da es unheilig ist.
2. Wenn die Männer Gottes ihre Lenden umgürtet haben, haben sie nicht viel Haut gezeigt, da es unheilig wäre
Das Problem ist, das wir hier nicht den Text auslegen (exegese betreiben), sondern unsere Meinung über Shorts und kurze Kleidung als richtig voraussetzen und dem Text ausstülpen.
Und wenn wir dann merken, das die Auslegung unserer Vorstellung nicht entspricht, korrigieren wir nicht unsere Meinung, sondern suchen den Fehler eher an der Interpretation oder sogar der wirklichen Tatsache.
Daher möchte ich dich Leser dazu aufrufen, deine Meinung an Gottes Wort auszurichten. Auch wenn du merkst, das du anders gedacht hast, so ist es immer befreiender der Wahrheit zu glauben, als der eigenen Vorstellung. Weil später kommen einige Tatsachen, die auch mein Weltbild von Jesus ziemlich verändert haben. Nicht Theologisch, sondern wie ich den mir als Mensch in Israel auf der Straße vorgestellt habe…als er Kranke heilte oder mit den Pharisäer diskutierte.
Ich möchte nicht behaupten, dass das Bild oben, ein originalgetreues Bild von dem ist, wie die Männer es taten. Es gab da sicherlich einige Variationen. Aber wie sie es auch gemacht haben, jedenfalls wurde das Gewand so hoch gebunden, das mindestens die Unterschenkel frei waren und meistens auch die Knie. Es war unbedingt notwendig um die Bewegungsfreiheit für das Arbeiten, Kämpfen und Wandern zu gewährleisten. Und vor allem im Kampf wollte keiner aufgrund seiner nicht hochgebundenen Kleidung einen Nachteil und sogar den Tod in Kauf nehmen. Da waren diese „Normen“ belanglos.
Die Israeliten hatten eine hohe ethische Moral und Grundsätze, aber zugleich waren sie auch sehr praktisch veranlagt.
Aber wieder zurück zu dem Text aus 2. Mose. Die Israeliten standen nun so mit zumindest entblößten Unterschenkeln beim Passah und feierten es, um wenn der Befehl ergeht, sofort bereit zur Abreise zu sein.
Und dieser Aufruf „die Lenden zu umgürten“ war nicht nur eine Notwendige Tat um Reisen zu können, sondern wurde allgemein zu einem Begriff der Bereitschaft. An vielen Stellen wo in der Bibel dann aufgerufen wird die Lenden zu umgürten (wie 1.Petrus 1,13) geht es darum in Bereitschaft zu stehen. Jedoch war der Brauch, die Lenden zu umgürten, keine einmalige oder zeitlich begrenzte Gewohnheit, sondern etwas, was durch die ganze Bibel zu finden ist.
Bevor wir weitere Stellen betrachten, möchte ich den einen Gedanken von oben wiederholen:
Was wäre, wenn wir durch das Verbieten der Shorts sogar etwas Verbieten, was Gotte geboten hat?
Ich weiß das es kein Gebot in dem Sinn war, dass das Nichteinhalten heute einen Menschen zum Gesetzesbrecher macht.
Aber wenn ein Mann während dem Passah ohne die Lenden umgürtet zu haben (oder ohne Schuhe, oder ohne Stab) das Passah gegessen hätte, wäre es ein Zeichen der Rebellion und der Missachtung von Gottes Geboten. Er würde damit aussagen, dass er von Gottes Absicht, das Land zu verlassen nichts hält. Auch wenn er es in seinen eigenen Augen mit einer Heiligen Absicht tun würde.
Es war ein Befehl Gottes, die Kleidung hochzubinden um Bereitschaft zu zeigen. Auch mit der Konsequenz, das die Unterschenkel zu sehen waren.
Und Gott befiehlt nicht etwas, was Sünde ist. Der Befehl sich zu gürten wird in einer heiligen Handlung und Heilsgeschichtlich wichtigem Moment geboten. Und trotzdem gebiete Gott die Lenden zu umgürten und damit mindestens bis zu den Knien entblößt dazustehen.
Daher können wir alleine schon aus dieser Begebenheit davon ausgehen, das Gott keine Probleme mit entblößten Unterschenkeln hat.
Der Prophet Jeremia
Schauen wir uns mal den Propheten Jeremia an und Gottes Wort zu ihm.
In Jeremia 1,17 ganz am Anfang seines Dienstet ergeht der Befehl Gottes:
Du aber, gürte deine Lenden, mache dich auf und rede zu ihnen alles, was ich dir gebieten werde! Sei nicht verzagt vor ihnen, damit ich dich nicht vor ihnen verzagt mache!
Jeremia bekommt von Gott den Befehl, seine Lenden zu umgürten, also in heutiger Sprache sich mit Shorts auf den Weg zu machen.
Und es ist Gott, der das Befiehlt.
Weil es nichts Verwerfliches vor Gott ist.
Gott erwähnt es niemals negativ.
Es ist natürlich etwas anderes vor Gott im Tempel oder in der Stiftshütte zu treten und ihm im Heiligtum zu dienen. Da spricht die Bibel deutlich von einem langen Gewand (für die Priester). Dagegen ist auch nichts einzuwenden, sondern es ist zu befürworten, weil es wiederum Gottes Gebot ist, so zu handeln. Aber es besteht vor Gott ein unterschied, ob der Priester vor ihm im Heiligtum steht oder ob ein Israelit auf eine Reise geht. Und der Israelit ist dabei nicht unheiliger, wenn er die Lenden gürtet, sondern zeigt durch Einhalten dieses Befehles, das er Gott gehorsam ist und sich so weit bereit macht, dass er alles an sich Störende entfernt, um den Dienst noch besser oder schneller zu erfüllen. Wäre Jeremia losgegangen, ohne seine Kleider hochgesteckt zu haben (also ohne Shorts), würde er Gott gegenüber zeigen, dass er nicht bereit zu dem Dienst ist und den Dienst lässig und widerwillig ausführen will. Die Kleidung würde ihn stören und würde viel langsamer vorankommen.
Natürlich haben wir durch unsere Hosen heute eine etwas komfortablere und angenehmere Möglichkeit zu reisen oder zu arbeiten. Aber wenn nun einer eine Shorts trägt, weil es ihm angenehmer und leichter ist, so spricht Gottes Wort nicht dagegen. Aber es zu verurteilen, hat keine biblische Begründung, sondern gerade im Gegenteil: es war früher sogar üblich so zu handeln.
Bevor wir zu Jesus selbst und seiner Kleidung kommen, möchte ich noch 2 Männer Gottes erwähnen, die auch „Shorts“ trugen oder nichts dagegen hatten. Das sind Elia und Elisa
Elia und Elisa in „Shorts“
Davor möchte ich euch fragen: Wer von euch würde sich mit einem von den Beiden vergleichen und sagen das er heiliger sei als die Propheten?
Oder wer von euch würde sagen, dass diese beiden nicht heilig genug waren und Gottes Gebote missachteten, oder etwas taten, das Gott nicht gefiel?
Würde wir uns über Elia oder Elisa stellen? Und wären wir eher auf dem Berg der Verklärung als Elia?
Ich denke nicht das wir uns so überschätzen und uns auf eine höhere Stelle stellen würden als diese beiden Männer. Und doch taten sie etwas, was in einigen Kreisen ein Vergehen wäre.
Nämlich Elia. Als er von Gott auf dem Berg Karmel erhört wurde und Feuer auf den Altar fiel und den Altar und das Opfer verzehrte und als er betete und Gott auch das Gebet erhörte und den lang ersehnten Regen sandte, lief er vor dem Wagen Ahabs nach Jesreel. Die Stelle findet sich in 1. Könige 18,46:
Und die Hand des HERRN kam über Elia, und er gürtete seine Lenden und lief vor Ahab her bis nach Jesreel.
Und hier sehen wir sogar noch eine weiteren Aspekt, die Hand des HERRN kommt über Elia. Und in dem Zustand, unter Gottes Geist, steckt er seine Kleider hoch und rennt die 30 km. In „Shorts“. Als Mann Gottes? Wie kann er sich so unwürdig und lässig verhalten und Hand an sich legen und die vom Herrn geschenkte Würde untergraben? (Das sind Worte, die von Brüdern verwendet werden um das tragen von Shorts zu verurteilen)
Was würden wir zu so einem Mann Gottes sagen, der in Shorts über die Straßen läuft?
Ich möchte dich noch etwas fragen, weil ich mich dessen selbst schuldig gemacht habe: „Was hast du über die Missionare und Männer Gottes gedacht, die im Urwald in Shorts unterwegs waren? So wie Jim Elliot und die, die mit ihm starben. Hast du nicht gedacht, „wie können die so etwas machen“? Oder allgemeiner: Hast du Männer Gottes nicht im Herzen gerichtet oder geringer geschätzt, weil sie in Shorts zu sehen waren?“ Ich jedenfalls schon. Und das war nicht gut, weil ich mich aufgrund dessen, da ich ja fast immer eine Hose trug, in dieser Sache „heiliger“ sah als diese Missionare, die ihr Leben wagten und etwas dabei taten, was sogar in Gottes Augen gut war.
Auch Elisa befahl seinem Knecht, seine Lenden zu gürten und zu eilen, um den Sohn zu heilen.
Da sprach er zu Gehasi: Gürte deine Lenden und nimm meinen Stab in deine Hand und geh hin! Wenn dir jemand begegnet, so grüße ihn nicht, und grüßt dich jemand, so antworte ihm nicht, und lege meinen Stab auf das Angesicht des Knaben!
Ein „Nicht Gürten“ würde ihn hindern und die Missachtung der Dringlichkeit und des Gebotes Elisas zeigen. Auch hier, ein heiliger Mann Gottes befiehlt „Shorts“ zu tragen.
Gott und Hiob
Oben habe ich angesprochen, das der Befehl „umgürtet eure Lenden“ aufgrund der tatsächlichen Bedeutung, das man physisch etwas tun möchte (Kämpfen, Arbeiten oder Reisen) auch dazu gebraucht wurde den gegenüber aufzufordern sich bereit zu machen. So ist es auch bei dem Gespräch Gottes mit Hiob. Dort wird Hiob in Hiob 38,3 und 40,7 aufgefordert seine Lenden zu umgürten, also bereit sein zu hören:
38,3: Gürte doch deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, und du sollst mich belehren!
40, 7: Gürte doch deine Lenden wie ein Mann; ich will dich fragen, und du unterweise mich!
Hier war es nicht so, dass Hiob das tatsächlich machen musste, aber er sollte die innerliche Bereitschaft haben zuzuhören und bereit sein etwas zu erwidern, falls er kann.
Was das aber weiter aussagt, ist, dass Gott hier auf ein Bild und Befehl zurückgreift, dass er nicht verurteilt, sondern im Gegensatz befohlen hat und gutheißt. Gott gebraucht, soweit ich weiß keine Vergleiche als Gebot und Aufforderung, die aus der Sünde kommen oder die negativ behaftet sind. Wir haben ja selbst beim Passah gesehen, das Gott das umgürten befahl. Und auch hier sehen wir wieder, dass das umgürten so alltäglich war und jeder verstand was damit gemeint war.
Aber ich denke wir können in das Neue Testament gehen und dort die Stellen betrachten, die mit dem „umgürten“ zu tun haben.
Petrus und das Umgürten
Zuerst die bekannteste Stelle aus 1.Petrus 1,13 die ich schon einige male erwähnt habe:
Darum umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch zuteilwird in der Offenbarung Jesu Christi.
Der Kommentar in der Schlachter 2000 besagt:
Ein Bild für geistliche Bereitschaft: »Bereitet euch innerlich auf Kämpfe und Prüfungen vor«. Die langen Gewänder der orientalischen Männer mussten mit einem Gürtel hochgebunden werden, um Bewegungsfreiheit bei der Arbeit und beim Kampf zu gewähren.
Es wird nicht verlangt das wir unsere Kleidung umgürten, sondern unsere Gesinnung sollte in dieser Bereitschaft sein. Das schreibt auch Benedikt Peters in seinem Kommentar zum 1.Petrusbrief:
»umgürtet die Lenden«: Petrus denkt auch hier an die Erlösungsgeschichte des alttestamentlichen Gottesvolkes. Die Israeliten mussten sich in der Passahnacht gürten, weil sie nach dem Passahmahl in Eile ausziehen mussten (2Mo 12,11). Wer seine Lenden gürtet, zeigt damit, dass er bereit steht zum Auszug aus der Welt und zur Absonderung von ihr (2Kor 6,14-18). Wer sich gürtet, steht auch bereit zum Dienst (Joh 13,4; Lk 12,35). (Peters, 1.Petrus, S. )
Hier wird ein geistlicher Befehl anhand des (in manchen Augen sündigen?) Befehles aus dem AT genommen.
Wenn ich es so erarbeite, scheint es mir manchmal wirklich absurd, das hier das gürten der Lenden als Aufforderung zur Heiligung verwendet wird, aber dann das Aussehen nach dem umgürten in manchen Augen Gott nicht wohlgefällig? Wer macht fest, was Gott gefällt und was nicht? ich denke Gott. Und wenn Gott das gutheißt und diesen Befehl gibt, so ist unsere Meinung, Tradition und Befinden untergeordnet, oder?
Aber vielleicht könnte man jetzt das letzte Argument gegen Shorts holen: Jesus hat es aber bestimmt nicht gut geheißen und es selbst nie getragen! Dann warte mal ab…
Als Petrus nach Jesu Auferstehung fischen war, gab es eine Begebenheit am See Genezareth:
Jesus und Petrus
Petrus ging mit den Jüngern fischen und fingen nichts, bis Jesus erschien und riet, das Netz auf die rechte Seite auszuwerfen. Als sie was fingen und Johannes sagte, dass es Jesus sei, steht über Petrus in Joh 21,7:
Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Simon Petrus: Es ist der Herr! Als nun Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er das Obergewand um sich, denn er war nur im Untergewand, und warf sich in den See.
Also er ist nur im Untergewand auf dem Wasser. Wie kurz es auch sei, oder dass er in dem Fall nur mit Männern arbeitete, sei dahingestellt. Das ist, denke ich nicht das große Problem bei uns, wenn Männer unter sich sind.
Petrus nahm also sein Obergewand, gürtete es um sich und schwamm zu Jesus und zog es dann sicher über. Es ist auch gewiss richtig, das Petrus das tat, da er vor seinem Schöpfer stand und vorher entblößt war. Aber was Benedikt Peters zu dem Obergewand von Petrus sagt, möchte ich hier erwähnen (aus seinem Johannesevangelium Kommentare, von mir unterstrichen und Fett gemacht):
Petrus »war nicht bekleidet« gewesen und band sich »das Oberkleid« um. Das Oberkleid, ependytes, war ein ärmelloses Gewand, das bis an die Knie reichte, und das trug man über dem Untergewand, dem chiton. Petrus band sich das Oberkleid um, weil er es an Land wieder brauchte, aber er zog es nicht an, weil es beim Schwimmen hinderlich gewesen wäre.
Das Obergewand von Petrus war auch kein Bodenlanges Gewand. Und es war ohne Ärmel, fast ein Muskelshirt von heute. Es reichte nur bis an die Knie. Also auch eine Art Shorts. Die Unterschenkel waren entblößt. Außerdem hatten die Menschen früher nicht so einen vollen Kleiderschrank wie wir und es wäre nicht verwunderlich gewesen, dass Petrus das als sein alltägliches Gewand trug.
Petrus war nämlich eine sehr praktischer Mann.
Können wir uns das vorstellen? Jesus als Meister mit seinen Jüngern, die entweder mit Gewänder bis zu den Knien oder mit umgürteten Gewändern über die Knie durch Galiläa reisen?
Jesus Christus mit Jüngern in Shorts?
Ja, auch wenn es unserer russlanddeutschen Kultur fremd ist, der jüdischen Kultur war es nicht fremd, und Jesus dem Schöpfer, dem heiligsten war es auch nicht fremd und unheilig oder unwürdig.
Das ist kein Ungewohntes Bild in der damaligen Kultur gewesen und wurde von Jesus auch nicht verurteilt, sondern er nahm es für Beispiele und Gleichnisse auf.
Und diese Gleichnisse wollen wir und mal ansehen:
Jesus und seine Befehle
Jesus selbst sprach vom Umgürten in einem Gleichnis, Lukas 12, 35-37:
Eure Lenden sollen umgürtet sein und eure Lichter brennend; und seid Menschen gleich, die ihren Herrn erwarten, wenn er von der Hochzeit aufbrechen wird, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun. Glückselig sind jene Knechte, welche der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen und sie zu Tisch führen und hinzutreten und sie bedienen.
Das Umgürten bedeutete nicht nur bereit zu sein, sondern auch tatsächliche physische umgürtet zu sein um die Arbeit zu tun. Hat der Knecht seine Kleidung auf voller Länge herabgelassen, zeigte er damit, dass er fertig ist mit seinem Dienst. Er wäre daher nicht mehr bereit zu dienen.
Und genau das Bild zeigt auch Jesus weiter an dem Herrn, der dann nach Hause kommt. Dieser Herr wird sich selbst schürzen und dienen. Und nicht nur mit der Einstellung, sondern auch sichtbar durch das hochbinden des Gewandes. Deswegen tat genau das auch Jesus bei der Fußwaschung. Er legte sein Obergewand ab und legte sich einen Schurz an Joh 13,2-5:
Und während des Mahls, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Ischariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten, 3 da Jesus wusste, dass ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hinging, 4 stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab, nahm einen Schurz und umgürtete sich; 5 darauf goss er Wasser in das Becken und fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Schurz zu trocknen, mit dem er umgürtet war.
Er tat genau das, wovon er selbst das Gleichnis gebracht hat. Und er tat es nicht nur symbolisch das er bereit war, sondern er legte sich diesen Schurz an und umgürtete sich. Er hatte sein Untergewand an (sein Chiton) und umgürtete sich mit der Schürze.
Und wie das Chiton aussah und vor allem das Obergewand, das wäre ungemein spannend zu erfahren, meinst du nicht? Dazu später.
Ein weiteres Ereignis wo Jesus Kleidung erwähnt, ist die Endzeitrede. In den Versen vorher geht es um die Belagerung Jerusalems. Und deswegen spricht er eine Warnung aus für die, die zum arbeiten aus der Stadt auf die Felder gegangen sind (Matthäus 24,18):
und wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, um sein Oberkleid zu holen
Hier spricht Jesus einen alltäglichen Brauch der Juden an, der auch unter den ersten Christen – an die diese Warnung ebenfalls gerichtet ist – üblich war:
Das Obergewand blieb zu Hause, weil es bei der Arbeit nur hinderlich gewesen wäre. Man ging leichter bekleidet aufs Feld – durch die ganze Stadt, für alle sichtbar. Und das war völlig normal, weder für die Menschen damals noch für Jesus ein Problem.
Ein Arbeiter besaß nicht 20 Obergewänder, sondern meist nur eines oder höchstens zwei. Warum sollte er es mitnehmen, wenn es bei der Arbeit ohnehin im Weg war? Zudem war es viel zu wertvoll, um es unnötig zu riskieren – eine Beschädigung wäre ein großer Verlust gewesen.
Vielleicht erinnerst du dich an das Gleichnis vom Flicken auf dem alten Kleid? Das Flicken von Kleidung war damals völlig normal, denn neue Gewänder waren eine teure Anschaffung. Ein einfacher Chiton kostete etwa 5–20 Tageslöhne, was heute umgerechnet über 500 € entsprechen würde. Ein Obergewand lag sogar bei 10–50 Tageslöhnen, also mindestens 1.500 € oder mehr.
Wer besitzt Kleidung in dieser Preisklasse einfach so zu Hause – und dann vielleicht sogar zehn oder mehr Stück davon?
Als ich das erfuhr, wurde mir bewusst, wie oft ich einem Anachronismus aufgesessen war. Kleidung war nicht nur teuer – sie war extrem teuer. Deshalb behandelte man sie mit großer Sorgfalt. Ein gutes Beispiel ist Paulus in 2. Timotheus 4,13, wo er Timotheus bittet, seinen Wintermantel aus Troas mitzubringen. Er hatte eben nicht mal eben 2.000 € übrig, um sich in Rom einen neuen Mantel bei Canada Goose zu kaufen :-).
Eine gute Erklärung zum chiton, also dem Untergewand in der hellenistischen Zeit bietet diese Seite: (https://www.bible-researcher.com/headcoverings3.html).
Dort steht zum Chiton:
Oft trug ein Mann nur den Chiton. Arbeitende Männer trugen in der Regel einen kurzen Chiton, der nicht bis zu den Knien reichte (Abbildung unten). Damit sollten die Beine beim Laufen oder Arbeiten frei bewegt werden können. Die Länge des Chitons wurde angepasst, indem er über einen Gürtel hochgezogen wurde. Manchmal trug ein Mann nur die Himation, ohne den Chiton, aber diese Art der Kleidung war ungewöhnlich – sie wurde mit Philosophen und religiösen Asketen in Verbindung gebracht.

Und das ist das Bild, das durch Jesus Worte vermittelt wird.
Wenn ein Arbeiter auf das Feld mit dem Chiton geht (maximal bis zu den Knien) und dann das Gräul der Verwüstung in der Stadt aufgerichtet wird, sollte er nicht zurücklaufen und seine Oberkleidung holen, sondern sein Leben in Sicherheit bringen. Jesus wusste um die Praxis, dass man nur mit dem Chiton arbeiten geht. Und er fügte keine Abwertung hinzu. Sondern sprach ganz normal darüber.
Jesus verurteilte nicht das Tragen von Kleidung die nur bis zu den Knien geht. Es war für ihn Normal. Er tat es nämlich auch selbst! Er war ein Zimmerman. Kein Philosoph mit einem langen Gewand. Er war einer von dem Volk in seinem Aussehen.
Daher dürfen wir auch nicht das verurteilen, was Jesus als normal und angebracht sah und selbst tat.
Vielleicht stimmst du meinen Überlegungen zu – oder auch nicht. Für mich sind es jedoch offensichtliche Tatsachen aus dem Text, die das „Gürten der Lenden“ als etwas Natürliches erscheinen lassen.
Vielleicht stellst du dir die Frage folgendermaßen: „Ja, es kann sein, dass Jesus das nicht verurteilt und es in der Gesellschaft gewissermaßen normal war so zu gehen. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir es auch dürfen. Wir wollen doch Jesus ähnlich sein und nicht der (gottlosen) Gesellschaft früher. Die eigentliche Frage wäre daher: Wie sah Jesus aus und was trug er? An ihn haben wir uns zu orientieren!“
Und da kommen wir nun zu einem sehr wichtigen Punkt:
Was trug eigentlich Jesus?
Und genau hier möchte ich dich auf den nächsten Beitrag vertrösten, denn das würde diesen Beitrag zu lang machen:
#20 Jesus von Nazareth – trug Jesus auch Shorts?
Du wirst feststellen, dass dein Bild von Jesus wahrscheinlich nicht dem historischen Jesus von Nazareth vor 2000 Jahren entspricht. Jeder von uns trägt ein durch Medien und Kunst geprägtes Bild Jesu in sich, das oft stark verfälscht ist. Würde Jesus heute einen Gottesdienst besuchen, würden wir ihn äußerlich wohl nicht erkennen – und in manchen Gemeinden womöglich nicht einmal hineinlassen.
Daher, sei gespannt darauf….
Liebe Grüße
Simon
Hallo.
Ich finde es schade, das auf einer einzigen Grafik diese gesamte Dogmatik beruht.
Denn, wenn diese Grafik aus dem Kontext der Griechen stammt, kann man unmöglich dann Bezug auf den Exodus der Israelis nehmen.
Wir müssen auch bedenken, das wir sonst biblisch nicht einen einzigen Hinweis darauf haben, dass ein Gewand so hochgebunden wurde. Wie diese Grafik es darstellt.
Wenn wir aber die wörtliche Übersetzung von „Lenden umgürten“ anschauen, ob im hebräischen oder im Griechischen so lautet es wörtlich so: anlegen!
Das hat nichts mit hochbinden zutun!
Daraufhin eine ganz neue Dogmatische Tatsache zu erzeugen halte ich für höchst Problematisch.
Auch finde ich schwach das gerade diese Biblischen Begrifflichkeiten überhaupt keinen Einfluss in dieser Ausarbeitung finden.
Auch die Darstellung wie Petrus sich Jesus näherte finde ich falsch. (Johannes21)
Die Tatsache das Petrus im Untergewand als Fischer arbeitete ist der Tatsache geschuldet das man als Fischer nass wird. Dass das Untergewand so kurz war wie es dargestellt wurde, ist auch nicht gesichert.
Und als Petrus bewusst wird das Jesus am Ufer steht; macht er genau das was einen Gottesfürchtigen Juden ausmacht, denn er tritt in die Gegenwart Gottes und er „legte“ oder gürtete sich sein Obergewand an, das heißt, er wollte nicht im Untergewand, egal wie lang es jetzt sein mochte, dem Schöpfer und Erlöser begegnen. Ein Jude wusste wie er Gott begegneten durfte, siehe wie sie zum Tempel gingen.
Wahre Anbeter sind aber nicht mehr auf den Tempel angewiesen, sondern Zeit und Ort ist im Geist und in der Wahrheit anzubeten.
Ich finde, wir bekommen einen viel besseren Hinweis der für alle Menschen verbindlich ist.
Als nach dem Sündenfall der Mensch erkannte das er Nackt ist machte er sich Kleidung aus Blättern. Gott Korrigiert die Kleidung und gibt dem Menschen Fellkleidung. Und das Wort das da im Hebräischen steht, meint ein „LANGES GEWAND“. Fell und langes Gewand haben auch die Eigenschaft Blickdicht zu sein.
Die ersten 11 Kapitel der Bibel sind für alle Menschen verbindlich.
Auch diese Tatsache finden leider in dieser Ausarbeitung keine Relevanz.
Das ist sehr schade.
Auch finde ich die Philosophen-Kleidung, (Grafik) die Begründung kommt ebenfalls aus dem Griechischen Kontext, hat nichts mit einer Biblischen Begründung zu tun.
Gruß
WO
Hallo Waldemar,
vielen Dank zuerst, dass du den Beitrag aufmerksam gelesen und kritisch bedacht hast. Und danke, dass du deine Einwände so offen formulierst – mein Ziel ist ja genau, möglichst transparent und nachvollziehbar zu argumentieren.
Es tut mir leid, wenn der Eindruck entstanden ist, meine „Dogmatik“ würde auf einer einzigen Grafik beruhen. Ich sehe im Rückblick, dass dieser Eindruck tatsächlich leicht entstehen kann. Ich versuche deshalb, ein wenig genauer zu zeigen, worauf meine Gedanken eigentlich beruhen.
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1. Nicht „eine Grafik“, sondern es gilt der Text + historische Literatur
Ich stimme dir zu: Auf eine einzelne, moderne Grafik kann man keine theologische Lehre bauen.
Was ich im Artikel zu wenig deutlich gemacht habe: Die Grafik illustriert nur das, was man in Lexika, Kommentaren und kleidungsgeschichtlicher Literatur zur antiken Praxis des Gürtens ständig findet.
Ein Beispiel (BibleHub-Eintrag zu mothen / „Lenden“):
„Die Kleidung im alten Nahen Osten bestand aus einer knielangen oder knöchellangen Tunika, die die Bewegungsfreiheit einschränkte, wenn sie nicht mit einem Gürtel um die Lenden ‘umgürtet’ wurde. ‘Die Lenden umgürten’ bedeutete, den unteren Teil der Tunika in den Gürtel zu stecken, um die Beine für Arbeit, Kampf oder Reisen frei zu haben.“
(https://biblehub.com/hebrew/4975.htm)
Das, was die Grafik zeigt (Tunika hochnehmen, vorne zusammenraffen, zwischen die Beine nach hinten führen, im Gürtel fixieren), ist also nicht meine „freie Erfindung“, sondern eine Visualisierung dessen, was die Literatur zur Praxis beschreibt: ein langes Gewand wird durch das Gürtens real verkürzt, damit Beine und Bewegungsfreiheit frei werden.
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2. Zum „Gürten“ in AT und NT
Ich bin weder ein griechisch noch ein hebräisch Experte. Aber ich kann deutsch und englisch lesen und habe die Erklärungen aus verschiedenen Quellen gezogen
Und die sagen ziemlich eindeutig:
• Im Kontext der damaligen Kleidung war es so, dass das lange Gewand hochgezogen und im Gürtel fixiert wurde, um für Arbeit, Kampf oder Reise bereit zu sein.
• Die WiBiLex-Artikel zur Kleidung beschreiben ebenfalls, dass das Kleid durch einen Gürtel auf Hüfthöhe gebunden und der Stoff darüber so weit hochgezogen wurde, dass eine „Schürzung“ entsteht – ein Gewandbausch, den wir im AT mehrfach erwähnt finden.
Mit anderen Worten:
Das biblische Bild „Lenden gürten“ setzt genau das voraus: ein langes Gewand – und eine Praxis, in bestimmten Situationen (Arbeit, Reise, Kampf) dieses lange Gewand über Gürtelhöhe hochzuziehen. Ob wir das nun grafisch genau so zeichnen wie in der bekannten Illustration oder etwas anders – die Richtung ist klar: Die Beine werden sichtbar freier, nicht „noch mehr bedeckt“.
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3. Kleidung in der Zeit Jesu und die Frage nach der Länge
Du sprichst die Frage an, wie weit Petrus und Jesus „entblößt“ waren. Hier ist mir wichtig: Ich möchte ehrlich mit dem umgehen, was wir über die damalige Kleidung wissen.
• Für die Zeit Jesu beschreiben Historiker und Neutestamentler die alltägliche männliche Tunika (griech. chiton) bei einfachen Leuten in der Regel als knie- bis wadenlang, nicht bodenlang.
• Längere Gewänder waren eher Statussymbole (Schriftgelehrte, Wohlhabende) oder Festkleidung, weniger Arbeitskleidung eines Zimmermanns oder Fischers.
Konkret zu Joh 21,7:
• Der Text sagt, Petrus war „gymnos“ – das wird meist im Sinn von „leicht bekleidet, nur im Untergewand“ verstanden, nicht völlig nackt.
• Benedikt Peters schreibt in seinem Johannes-Kommentar (S. 768, CLV-Ausgabe):
„Das Oberkleid, ependytes, war ein ärmelloses Gewand, das bis an die Knie reichte, und das trug man über dem Untergewand, dem chiton.“
Das ist nicht meine Privatmeinung, sondern eine Beschreibung, die du auch in anderer Literatur findest.
Das griechische ependytes wird in der antiken Ikonografie und bei Funden ebenfalls als knielanges Kleidungsstück beschrieben. Eine populär-wissenschaftliche Darstellung mit Statuen dazu findest du z.B. hier:
https://www.namuseum.gr/en/monthly_artefact/barbarian-clothing-or-the-garments-of-the-foreigners/
Dort heißt es:
„Unter den kandys tragen sie ein knielanges Kleidungsstück mit kurzen Ärmeln – die ependytes.“
Das bedeutet: Wenn Petrus sich dieses Obergewand anlegt, dann reicht es laut den Quellen bis an die Knie. Er wird also durch das Anlegen „bedeckter“ als zuvor – aber nicht bodenlang, sondern weiterhin mit sichtbaren Unterschenkeln.
Mir ist bewusst, dass dieses Bild für unsere Prägung ungewohnt ist. Aber die Frage ist ja: Welche Belege haben wir aus Text und Geschichte – nicht: was fühlt sich für uns spontan „fromm“ oder „heilig“ an?
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4. Genesis 3,21: Beschreibung oder Vorschrift?
Du weist zu Recht auf Gen 3,21 hin: Gott bekleidet Adam und Eva mit Fellgewändern. Das ist theologisch wichtig (Gott bekleidet den Sünder, Opfer, Scham wird bedeckt).
Die Frage ist:
Macht dieser Erzähltext aus dem Anfang der Bibel eine verbindliche Norm für Kleiderlänge (und dann auch für das Material)?
Wenn wir sagen:
• „Das Gewand war lang, also müssen unsere Kleidungsstücke immer lang sein“,
müssten wir konsequenterweise auch sagen:
• „Es war aus Fell – also wäre Fell (als ständige Erinnerung an Sünde und Opfer) das angemessene Material.“
Ich sage das nicht um etwas lächerlich darzustellen, sondern nur, um zu zeigen:
Wenn wir aus einer Erzählung eine verbindliche Vorschrift zur exakten Saumlänge machen, geraten wir schnell in dasselbe Problem, das Calvin in der Institutio (III,19) beschreibt. Er warnt dort eindrücklich davor, aus solchen Dingen immer mehr Gewissensfragen zu machen:
„Denn sobald sich unser Gewissen einmal in diese Fesseln verstrickt hat, kommt es in ein langes und auswegloses Labyrinth hinein… Wenn einer schon einmal zu zweifeln angefangen hat, ob er zu Tüchern, Hemden, Schnupftüchern und Tischtüchern Leinen brauchen darf, so wird er nachher schon nicht mehr sicher sein, ob ihm Hanf verstattet ist, und schließlich wird ihn selbst noch bei Werg der Zweifel überfallen!“
Genau das habe ich in meinem eigenen Leben gespürt:
Wenn man beginnt, aus Beschreibungen (Kleiderlänge, Material, Form) schrittweise neue Gesetze zu bauen, kommt man aus dem Labyrinth kaum wieder heraus.
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5. Freiheit des Gewissens – und offene Punkte
Mir ist wichtig:
Ich sage nicht: „Jeder Christ muss kurze Hosen tragen.“ Und ich respektiere völlig, wenn jemand aus persönlicher Gewissensüberzeugung längere Kleidung bevorzugt.
Mein Punkt ist:
• Biblisch finden wir zahlreiche Hinweise darauf, dass das Gürten tatsächlich eine reale Verkürzung des Gewandes bedeutet – mit freien Unterschenkeln, oft bis Kniehöhe.
• Für die Zeit Jesu spricht die historische Forschung stark für knie-/wadenlange Tuniken, gerade bei einfachen Leuten und bei Arbeit/ Reisen.
• Wir haben kein klares biblisches Gebot, das eine bestimmte Saumlänge als heilig oder unheilig definiert.
Wenn jemand aus persönlicher Überzeugung sagt: „Ich möchte meine Beine lieber bedeckt halten“ – fein.
Aber dort, wo aus dieser persönlichen Überzeugung eine allgemeine Norm gemacht wird („Shorts sind unheilig“, „so kann man Gott nicht dienen“), sehe ich – auch mit Blick auf die Quellen – ein Problem im Umgang mit Gottes Wort und mit der christlichen Freiheit.
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6. Zum Schluss
Ich hoffe, du siehst etwas besser, dass meine Argumentation nicht auf einer Grafik steht, sondern auf einer Mischung aus:
• biblischen Texten,
• sprachlicher und historischer Erklärung (Lexika, Kommentare),
• und archäologisch/ikonografisch belegter Kleidungspraxis zur Zeit Jesu.
Dass man einzelne Punkte unterschiedlich gewichten kann, ist klar. Ich freue mich das du dir die Zeit genommen hast mir zu schreiben und auf diese Punkte aufmerksam zu werden.
Liebe Grüße
Simon