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#10.6 Darf eine Gemeinde Regeln erstellen? – Haben Timotheus und Titus auch Verordnungen aufgestelt?

Ich freue mich, dass du hier gelandet bist. Wir befinden uns im sechsten Beitrag zu den Gemeinderegeln. Falls du die vorherigen Beiträge nachlesen möchtest, sind sie hier aufgelistet:

Dieser Beitrag baut auf den vorherigen auf. Daher werden in diesem Beitrag viele Dinge nicht noch einmal erklärt oder definiert.
In dem ersten Beitrag habe ich den Begriff „Gemeinderegel“ definiert. Dann haben ich die Argumente aus Mt und Heb etwas geschildert und versprochen, das wir darauf eingehen werden. Die Texstelle aus Mt 16 und Mt 18 werde ich in dem nächsten Beitrag (#10.7 Darf eine Gemeinde Regeln erstellen? – Gibt Jesus der Gemeinde diese Vollmacht, oder nur den Aposteln?) ausführlicher angehen.
In dem Beitrag hier gehe ich auf einen weiteren Einwand ein, nämlich das die Ältesten der ersten Gemeinde auch von den Aposteln das Recht erhielten Verordnungen zu erstellen.

Das „Befehlen“ und „Anordnen“ der Gemeindeleiter:

Wenn man die bisherigen Argumente für die Gemeinderegeln ansieht, macht es mich traurig, dass aufgrund der Verse aus Mt 16 und Mt 18, sowie Heb 13, solche Begründungen erstellt werden. Ich vermute, die Brüder, die das Buch (siehe dazu den ersten Beitrag der Reihe an) geschrieben haben, würden mir da nicht zustimmen und sagen, dass in noch vielen anderen Textstellen die Apostel Sachen „verordnet“ und „befohlen“ haben und es daher auch den jetzigen Gemeinden möglich ist.

Dazu wird folgendes aufgeführt:

Eine Antwort ist, das die Gemeinde und ihre Leiter „bezogen auf die innere Verwaltung des Hauses Gottes …das Recht [haben], durch schriftbegründete Lehre und Ermahnung verbindliche Grenzziehungen zur Sünde vorzunehmen…“(Eben-Ezer, 2022, S.146)
Weiter heißt es, das der Text aus Mt 18,15-18 der Gemeinde „weitreichenden Befugnisse … durch Christus, ihrem Haupt, verleihen worden ist“(Eben-Ezer, 2022,S.149)

Paulus zum Beispiel handelt nach diesen Befugnissen und tut „anordnen“ laut 1.Kor 11,34.
Und dann geht das Argument über und sagt, das auch die Gemeinde, „nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht und die Autorität [hat], göttliche Prinzipien durch eine schriftgemäße Auslegung zu erkennen und über die richtige Anwendung zu belehren.“(Eben-Ezer, 2022, S.149)

Den Paulus „gebietet“ auch in 2.Thes 3,6 und genauso soll Timotheus laut 1.Tim 4,11 gebieten und lehren, wie auch Titus laut Tit 2,15 lehren und zurechtweisen.

Hier wird zuerst richtig erkannt, dass Paulus das Recht hat zu gebieten, denn er ist der Apostel. Da bin ich einverstanden. Nun aber zu Timotheus und Titus ergeht nicht einfach der Befehl, zu gebieten, sondern:  Was war bei Timotheus der Kontext? 😊
Wenn wir die Verse davor nehmen, so beinhaltet der Text:

  • Eine Erklärung über Irrlehrer und deren Lehren und Verbote (über Dine die erlaubt sind)
    (irgendwie total paradox, dass genau dieser Kontext genommen wird als Belege, um Gebote zu erstellen.)
  • Das Titus das Erstgenannte den Brüdern vorstellen soll.
  • Legenden und Fabeln sollen abgewiesen werden.
  • Dass man sich in der Gottesfurcht üben soll.

1 Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden 2 durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. 3 Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu genießen, die doch Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen. 4 Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird; 5 denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet.
6 Wenn du dies den Brüdern vor Augen stellst, wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein, der sich nährt mit den Worten des Glaubens und der guten Lehre, der du nachgefolgt bist. 7 Die unheiligen Altweiberlegenden aber weise ab; dagegen übe dich in der Gottesfurcht! 8 Denn die leibliche Übung nützt wenig, die Gottesfurcht aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung für dieses und für das zukünftige Leben hat. 9 Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert; 10 denn dafür arbeiten wir auch und werden geschmäht, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, der ein Retter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen. 11 Dies sollst du gebieten und lehren!

1.Tim 4,1-11

Das „dies“ hat einen direkten Bezug: Auf das, was Paulus vorher erklärt und befohlen hat. Er gab nicht einfach eine Blanko-Vollmacht an Timotheus.

Also Paulus fordert Timotheus auf, das oben Genannte weiterzugeben und einzuschärfen. Er fordert Timotheus nicht auf, eigene Gebote zu erstellen und sie zu gebieten. Sondern das, was er von Paulus hier schriftlich bekommen hat, soll er weitergeben.

Und Titus? Da ist wieder auch im Kontext des zweiten Kapitels folgendes vorhanden:

  • Er soll die gesunde Lehre reden, die beinhaltet:
  • Wie ältere Männer und Frauen ihr Leben als Christen zu führen haben.
  • Wie die jungen Männer besonnen sein sollen.
  • Dass er selbst Unverfälschtheit bezeugen soll.
  • Die Knechte sollen sich unterordnen usw.
  • Denn Gottes Gnade ist erschienen und erzieht uns.
  • Denn Jesus hat sich für uns hingegeben, uns von Gesetzlosigkeit befreit und uns zum Eigentum gemacht, und dass wir schlussfolgernd eifrig in guten Werken sein sollen.

Schauen wir uns nochmal den Bibeltext an:

Du aber rede, was der gesunden Lehre entspricht: 2 dass die alten Männer nüchtern sein sollen, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld; 3 dass sich die alten Frauen gleicherweise so verhalten sollen, wie es Heiligen geziemt, dass sie nicht verleumderisch sein sollen, nicht vielem Weingenuss ergeben, sondern solche, die das Gute lehren, 4 damit sie die jungen Frauen dazu anleiten, ihre Männer und ihre Kinder zu lieben, 5 besonnen zu sein, keusch, häuslich, gütig, und sich ihren Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird. 6 Gleicherweise ermahne die jungen Männer, dass sie besonnen sein sollen. 7 In allem mache dich selbst zu einem Vorbild guter Werke. In der Lehre erweise Unverfälschtheit, würdigen Ernst, Unverderbtheit, 8 gesunde, untadelige Rede, damit der Gegner beschämt wird, weil er nichts Schlechtes über euch sagen kann. 9 Die Knechte [ermahne], dass sie sich ihren eigenen Herren unterordnen, in allem gern gefällig sind, nicht widersprechen, 10 nichts entwenden, sondern alle gute Treue beweisen, damit sie der Lehre Gottes, unseres Retters, in jeder Hinsicht Ehre machen. 
11 Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen; 12 sie nimmt uns in Zucht, damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit, 13 indem wir die glückselige Hoffnung erwarten und die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus, 14 der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und für sich selbst ein Volk zum besonderen Eigentum zu reinigen, das eifrig ist, gute Werke zu tun. 15 Dieses sollst du lehren und mit allem Nachdruck ermahnen und zurechtweisen. Niemand soll dich gering schätzen! 

Titus 2, 1-15

Wir sehen auch hier: Die Verse 1- 10 sind eine Aufforderung, Anweisungen an die Gemeinde zu geben. Darunter erhält er auch eine persönliche Anweisung von Paulus (Verse 7-8).
Und dann fügt er eine Beschreibung über Gottes Gnade ein und wie sie wirkt (deswegen habe ich es orange markiert). Und dies alles, die Aufforderungen und die Beschreibung des Wirken der Gnade Gottes, soll er lehren, auch hier unter „dieses“ beschrieben.

Daher sind diese Bibelstellen auch keine Erklärung für das Recht der Gemeinde, eine verpflichtende Gemeinderegel verordnen zu dürfen. Wir finden in der Bibel keine Erklärung, zumindest wird hier keine gegeben, dass die Gemeinde solch ein Recht hat, etwas in der gleichen Autorität wie die Apostel zu gebieten.
Wir finden nur, dass den Ältesten geboten wurde, das weiterzugeben, was die Apostel schreiben oder die Schriften beinhalten.

Und das ist es was die Reformation so groß gemacht hat. Das sich die Menschen auf Gottes Wort zurückbesonnen haben.
Denn allein in Gottes Wort ist die Kraft vorhanden die Menschen verändern kann.
Diese „Gemeinderegeln“ werden die Menschen nicht verändern.

Deswegen will ich in dem nächsten Beitrag die Verse aus Mt 16 und Mt 18 genauer anschauen. Dieser Beitrag heißt: #10.7 Darf eine Gemeinde Regeln erstellen? – Gibt Jesus der Gemeinde diese Vollmacht, oder nur den Aposteln?

Ich freue mich, dass du bis hierhergekommen bist, und würde mich sehr darüber freuen, wenn dir meine Überlegungen etwas geholfen haben. Wenn du Fragen oder Einwände hast, kannst du die Kommentarfunktion nutzen, mich über die E-Mail anschreiben oder mich besuchen kommen. Die Adresse findest du im Impressum. Einen Kaffee und etwas zum Knabbern wirst du sicher erhalten.

Liebe Grüße
Simon


Quellen:

Bruderschaft der EvangeliumsChristen-Baptisten >>Eben-Ezer<< (2022). Ihm in allem wohlgefällig: Biblische Grundsätze eines für Gott abgesonderten Lebens

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